Artikel von unserer Redakteurin Helene Schultz
Good Omens:
- eine Staffel mit 6 Folgen à 60 Minuten (-> zweite Staffel am 28. Juli 2023)
- Genre: Fantasy, Komödie
- Wo? Amazon Prime
- Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Terry Pratchett und Neil Gaiman
Handlung: Die Apokalypse steht kurz bevor und die Armeen des Guten und Bösen bereiten sich voller Vorfreude auf das Ereignis vor. Das passt dem Engel Aziraphael (Michael Sheen) und dem Dämon Crowley (David Tennant), die beide seit Anbeginn der Menschheit auf der Erde arbeiten, so gar nicht, denn beide fühlen sich eigentlich ganz wohl in ihrem weltlichen Umfeld; weshalb sie planen, den Antichristen und den damit verbundenen Weltuntergang aufzuhalten, doch nur wenige Tage vor dem Samstag, den die Hexe Agnes Spinner in ihrem Buch „Ein gutes Omen. Die freundlichen und zutreffenden Prophezeiungen der Hexe Agnes Spinner“ als Zeitpunkt von Armageddon vorausgesagt hat, müssen die beiden Freunde feststellen, dass eine Reihe von Missverständnissen zum Vertauschen dreier Babys geführt hat. Nun gilt es, den wahren Antichristen, der nichts von seinem Schicksal ahnt, zu finden, um ihn davon abzuhalten, versehentlich den Weltuntergang auszulösen. Passend dazu machen sich auch schon die vier Reiter der Apokalypse breit. Während Aziraphael und Crowley versuchen, doch noch irgendwie den unaufhaltsamen göttlichen Plan zu verhindern, zieht es einen Hexenjäger und die Nachfahrin der Hexe Agnes Spinner geradezu in das beschauliche Tadfield in Oxfordshire, indem einem Jungen namens Adam Young kurz nach seinem elften Geburtstag allerlei Sonderbares passiert.
Eigene Meinung: *spoilerfrei* „Good Omens“ ist eine solide Serie, die zwar eine sich teilweise schleppende Handlung, aber dafür umso bessere Charaktere hat.
Die Spezialeffekte sind leider wirklich nicht gut. Das wird sicherlich gewollt sein und ist auch irgendwie Teil des Humors und der allgemeinen Absurdität, trotzdem hat es mich persönlich, besonders am Anfang, immer etwas rausgebracht.
Humor ist bekanntlich Geschmackssache und meinen Humor trifft die Serie definitiv. Als erstes natürlich die allgemeine, sehr abgefahrene Story. Sie ist einfach sehr unterhaltsam. Daneben auch die verschiedenen Namen der Charaktere, z.B. die der satanistischen Nonnen des Schwatzhaften Ordens. Dazu kommen Crowleys sarkastische Kommentare in den richtigen Momenten, die Interaktion der Engel mit den Menschen, viele Anspielungen. Insgesamt ist der Humor sehr trocken und wie zu erwarten „Terry Pratchett“-typisch. Aber die Blasphemie wird vermutlich nicht allen bissig genug sein und der Humor besonders am Anfang einigen zu flach sein. Für mich persönlich hat es aber so perfekt gepasst, obwohl ein bisschen von Pratchetts typischem Humor beim Sprung vom Papier auf den Bildschirm verlorengegangen ist.
Ich bin allgemein für das Weltuntergangs-/Armageddon-Setting empfänglich und obwohl dieses in der Serie natürlich anders interpretiert wird, ist es nicht etwas nie Dagewesenes. So zum Beispiel das Runterzählen der Tage bis zur Apokalypse, eine Person als Auslöser und vorher eintreffende Boten des Bösen. Die Thematik, dass Gut und Böse zusammenarbeiten müssen, ist natürlich nichts besonders Originelles, aber die Umsetzung ist dafür wirklich gut gelungen.
Meiner Meinung nach sind größere Probleme der Serie der Spannungsbogen und eine zeitweise schleppende und verwirrende Handlung. So verblassen teilweise die Nebenhandlungen total hinter der Haupthandlung und wirken sehr vernachlässigt. Auch bleiben Geschehnisse teilweise ungeklärt, was mich beim Schauen verwirrt zurückließ. Das Dranbleiben lohnt sich aber trotzdem, denn besonders zum Ende hin nimmt die Serie wieder Fahrt auf. Die allgemeine Handlung war trotz des Settings definitiv originell und herrlich skurril und glänzt durch allgemein absurde Momente, wie den Paketboten, der über die ganze Serie handlungsrelevante Päckchen verteilt. Teilweise wird die Story durch eine Erzählerstimme begleitet, die sehr zum Unterhaltungsfaktor beiträgt.
Eng mit der Handlung verknüpft sind die Figuren. Über all die angesprochen langwierigen Momente und die gesamte Serie tragen die Protagonisten, der Crêpe- und Bücher-liebende Engel Aziraphael und der Bentley-fahrende sowie Sonnenbrillen tragende Dämon Crowley. Beide sind zwar alleine auch gute und unterhaltsame Charakter, aber ihre Interaktion und Chemie lässt die anderen Charaktere dann vollkommen komplett verblassen, was schade ist, da Potenzial erkennbar ist. Ausnahmslos alle Szenen mit den beiden Protagonisten habe ich dagegen als unterhaltsam in Erinnerung. Teilweise rutscht die Serie in solchen Momenten in das Genre der Rom-Com ab.
Dass die Szenen so gut funktionieren, liegt mit Sicherheit an der Besetzung. David Tennant und Michael Sheen harmonieren extrem gut zusammen und es kommt so rüber, als hätten sie selber wirklich Spaß beim Spielen. Daneben spielen auch die anderen Schauspieler großartig und sind mit z.B. Adria Arjona oder Michael McKean sehr gut besetzt. Das macht es vielleicht sogar noch etwas trauriger, dass den Nebenhandlungen und Charakteren so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Einen Pluspunkt bekommt die Serie definitiv für die Queen-Musik. Insgesamt gibt es von mir für die Serie zwischen 7 und 8 Punkte von 10, da die Adaption trotz der Strukturlosigkeit sehr unterhaltsam und liebenswert ist, und ich freue mich auf die zweite Staffel. Wie gesagt sind Crowley und Aziraphael das Highlight, ob alleine, aber besonders in Kombination. Der Humor trifft meinen Geschmack, der Cast ist super und die Ideen sind skurril und originell. Die Kreativität und der Humor aus den Büchern von Pratchett und Gaiman sind definitiv zu erkennen. Ich würde sie allen Leuten empfehlen, die etwas mit Humoristischer Fantasy anfangen könne, aber auch für die, die noch nicht wissen, ob sie zu dieser Gruppe zählen, kann ich guten Gewissens das Reinschauen empfehlen. Ich denke aber auch, es ist eine Serie, die einem entweder wirklich gefällt, wie mir, oder einen wirklich gar nicht anspricht.
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