Artikel von unserer Autorin Isabel
Am 04.02.2022 begannen die weiterhin stark umstrittenen Olympischen Winterspiele in Chinas Hauptstadt Peking. Seit der Verkündung des Austragungsortes sind international Stimmen laut geworden, die sowohl Verantwortliche olympischer Seite, aber auch die chinesische Regierung kritisierten. Bei dem Boykott der diesjährigen Winterspiele handelt es sich um einen politischen bzw. diplomatischen Boykott von unter anderem den USA, Kanada, Großbritannien, Neuseeland und Australien. Da es sich „nur“ um einen politischen Boykott handelt, besuchen die Athlet*innen die Spiele, jedoch Politiker*innen nicht.
Diese Entscheidung wurde selbst unter EU-Mitgliedern individuell getroffen, da z.B. Dänemark daran teilnimmt, aber Frankreich nicht. Im Fall von Deutschland gab es keinen formalen Boykott, dennoch haben sowohl Bundeskanzler Scholz als auch Außenministerin Baerbock bekannt gegeben, dass sie die Spiele nicht besuchen werden.
Als Reaktion auf den Boykott der internationalen, politischen Schwergewichte hat IOC-Präsident (Internationales Olympisches Komitee) Bach nochmals darauf bestanden, dass die Spiele politisch neutral sein sollten, und die „wachsende Politisierung des Sports“ kritisiert. Darüber hinaus sprach er über vorangegangene Boykotte Olympischer Spiele als „Boykott-Geister“, die „ihr hässliches Gesicht zeigt[en]“. Auch von chinesischer Seite kam Kritik in Form von Vorwürfen des chinesische Außenministeriums, die betroffenen Regierungen missbrauchten die Spiele für politische Zwecke.
Der Grund hinter dem Boykott dreht sich hauptsächlich um den Umgang der chinesischen Regierung mit den in ihrem Land lebenden Minderheiten wie z.B. den Uiguren, einer muslimischen Minderheit, oder aber auch den Tibetern, einer ethnischen Minderheit. In beiden Fällen werden der chinesischen Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, die im Falle der Uiguren von Organisationen wie genocide watch als Genozid eingestuft werden. Trotz recht eindeutiger Beweislage und den Appellen zahlreicher Organisationen als auch Regierungen seit 2008 an die internationale Gemeinschaft und insbesondere an die chinesische Regierung, an der Situation etwas zu ändern, hat sich wenig getan. Darüber hinaus streitet China weiterhin vehement jegliches Fehlverhalten ab.
Das IOC, mit Blick auf die Olympischen Spiele das einzige nützliche Werkzeug gegen die Methoden Chinas, vertritt die Meinung, dass es kein Problem gäbe.
Präsident Bach, aber auch andere hochrangige Funktionäre betonen immer wieder, dass die Spiele nach IOC-Regularien ablaufen, die Menschenrechtsverletzungen am Austragungsort nicht tolerieren. In diesem Widerspruch bewegen sich zum Beispiel auch langjährige IOC-Funktionäre und beschreiben die Vorwürfe gegenüber China als „Hörensagen“.
Abgesehen von der Sachlage möchte ich auch einen persönlichen Kommentar zu der ganzen Situation abgeben:
Persönlich finde ich die ganze Situation von vorne bis hinten frustrierend und sie macht mich wütend bis zu einem Punkt, dass ich nicht weiß, wie ich es ausdrücken soll. Das Verhalten Chinas ist zweifellos inakzeptabel und der Genozid an de Uiguren sollte auch von deutscher Seite als solcher wahrgenommen werden. Der Knackpunkt liegt jedoch beim IOC und dessen Bereitschaft, über all das hinwegzusehen, um „politisch neutrale“ Spiele auszurichten und sich damit zweifellos auf die Seite Chinas zu stellen. Dies finde ich so abstoßend, dass es mir nahezu böswillig vorkommt. Der meiner Meinung nach richtige Weg wäre gewesen, die Spiele gar nicht erst dort stattfinden zu lassen, um ein klares und internationales Signal an China zu senden. Dennoch wünsche ich den teilnehmenden Athlet*innen viel Erfolg. Ja
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